Das Bruttoinlandsprodukt ist als Maß für den Lebensstandard, das kritisieren Ökonomen seit Jahren, nur bedingt aussagekräftig. Legt man hingegen zusätzlich zum Pro-Kopf-Einkommen weitere Faktoren der Lebensqualität als Maßstab an, ergibt sich eine Rangliste, die teilweise deutlich von den bisherigen BIP-Rankings abweicht. Die Stanford-Ökonomen Charles Jones und Peter Klenow haben in ihrem Gedankenexperiment auch Aspekte wie Freizeit, Konsum, Armutsrisiko und Lebenserwartung einbezogen und für 134 Staaten eine Rangliste erstellt, die all diese Aspekte gewichtet. Es zeigt sich, dass in vielen Ländern eine nicht unerhebliche Divergenz zwischen Pro-Kopf-Einkommen und Lebensstandard besteht. So erreicht Deutschland beim Einkommen lediglich 74 Prozent, beim Lebensstandard hingegen 96,4 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit Frankreich (Pro-Kopf-Einkommen: 70,1 Prozent, Lebensstandard 94,1 Prozent). Bei den aufstrebenden Staaten mit hohem Wirtschaftswachstum hingegen fällt der Lebensstandard deutlich zurück. So weist Singapur beispielsweise ein Pro-Kopf-Einkommen von 82,9 Prozent auf, aber der Lebensstandard liegt bei lediglich 42,6 Prozent. Die neue Statistik belegt wieder einmal den Spruch aus dem Volksmund: Geld alleine macht nicht glücklich.
Besser als das BIP, Die Zeit 23.9.10
© Dr. Nadja Rosmann 2024
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