Auf Spiegel Online geht der Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Joachim Möller der Frage nach, ob Arbeitslose faul sind - und beweist mit kluger Statistik das Gegenteil. Nicht offensichtlich, aber Fakt: Zunächst einmal weist die konstant hohe Arbeitslosenquote nicht auf eine statische Gruppe und verschleiert die tatsächliche Fluktuation. Jeden Monat finden Hunderttausende eine neue Stelle und ähnlich viele Menschen werden neu arbeitslos. In Regionen mit geringem Job-Angebot ist es - völlig logisch - schwieriger, eine neue Arbeit zu finden als in Ballungsräumen. Wer hier arbeitslos wird, bleibt also wahrscheinlich länger in der Statistik. Rund 30 Prozent der Hartz-IV-Empfänger nehmen Tätigkeiten an, die unterhalb ihres Ausbildungsniveaus liegen - eine stolze Zahl gemessen an der Tatsache, dass insgesamt nur etwa 15 Prozent aller Beschäftigten unterhalb ihres Qualifikationsniveaus arbeiten. Mehr als die Hälfte der Hartz-IV-Empfänger zwischen 15 und 64 Jahren sind eher statistisch betrachtet dem Phänomen Arbeitslosigkeit zugeordnet - sie sind in der Kindererziehung oder der Pflege von Angehörigen tätig, sind Aufstocker oder bilden sich weiter - stehen also dem Arbeitsmarkt begründet gar nicht zur Verfügung. Bleiben rund 350.000 Hartz-IV-Empfänger, die ihrer Pflicht zur Arbeitssuche nicht so wirklich nachkommen - hier handelt es sich jedoch vor allem um ältere Hilfebedürftige oder Menschen mit starken gesundheitlichen Einschränkungen. Alles in allem: Es gibt viele, die wollen, können und tun.
Mythen der Arbeit: Arbeitslose sind alle faul - stimmt's?, Spiegel online 15.8.11
© Dr. Nadja Rosmann 2024
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