Die Wirtschaftswissenschaftlerin, Kulturmanagerin und Berufsberaterin Beate Westphal ist bekennende Multijobberin. In einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung erklärt sie, warum ein Mix aus unterschiedlichen Job für mehr Freude und Entfaltung im Arbeitsleben sorgen könnte. Westphal weist gerne darauf hin, dass die Vorstellung, mit einem einzigen Arbeitsverhältnis sein Leben zu gestalten und sein Auskommen sicherzustellen, historisch erst durch die Industrialisierung und die damit verbundene Spezialisierung entstanden sei - früher habe Leben immer bedeutet, verschiedenen Tätigkeiten nachzugehen. Dem setzt die Beraterin entgegen: "Es ist illusorisch zu glauben, dass wir all unsere Interessen in einem einzigen Job befriedigen können." Ihr Tipp: Die eigenen Interessen und Talente betrachten und sich zu überlegen, welche davon sich auch in eine bezahlte Tätigkeit einbringen lassen. Da unser Sicherheitsdenken und pure Gewohnheit solche Gedankengänge nur allzu leicht verhindern, rät Westphal dazu, beim Sinnieren anzunehmen, man müsste fünf verschiedene Jobs machen - das durchbreche manche Denkblockade. Fragen könnten sein: "Was macht mir in meinem Leben Spaß? Wobei das oft gar nicht so einfach ist: Wir sind heute vernunftgeleitetes Denken gewohnt - über das nachzudenken, was uns Spaß macht, kommt uns fast ungehörig vor. Einfacher ist da für viele schon die Frage nach den eigenen Stärken zu beantworten: Was gelingt mir immer wieder gut? Wenn ich meine Talente und Interessen notiert habe, geht es darum, beides sinnvoll miteinander zu verbinden." Mit diesem Ansatz will die Berufsberaterin vor allem Menschen, die sich in ihrer Tätigkeit unterfordert fühlen, neue Perspektiven vermitteln. Sie denkt dabei an Hochqualifizierte, nicht an Menschen, die fürs nackte Überleben zu Multi-Jobbern werden, die beispielsweise mehrere 400-Euro-Jobs nebeneinander bedienen.
"Mit nur einem Job würde ich unruhig schlafen", SZ 12.2.14
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