Studenten machen Druck in den Wirtschaftswissenschaften
Einen Grund dafür, dass sich das weltweite Denken über Wirtschaft nur sehr zögerlich verändert, ist sicherlich an vielen Universitäten zu finden, denn die Lehrpläne reagieren bisher höchstens in Ansätzen auf die turbulenten Entwicklungen der letzten Jahre und sehen in den Vorlesungen eher ein "business as usual" vor. Ein Zustand, denn immer mehr Studenten kritisieren und sie nach eigenen Lösungen Ausschau halten lässt. So berichtet Spiegel Online über eine ganze Reihe studentischer Initiativen, die - häufig in selbst organisierten Ringvorlesungen - auch kritische Themen wie die Frage, ob der Kapitalismus an sich selbst scheitere oder wie eine zukunftsfähige Wirtschaft gestaltet werden könnte, auf die Agenda setzen. Da der akademische Mainstream sich bisher nur zögerlich auf das neue Erkenntnisinteresse seiner Studentenschaft einstellt und akademische Karrieren wesentlich davon abhängen, sich gemessen an den konventionellen Kriterien, die der Lehrapparat anlegt, zu profilieren, könnte ein nachhaltiger Wandel noch geraume Zeit dauern. Fest steht allerdings, dass der wirtschaftswissenschaftliche Nachwuchs zusehends kritischer wird - vor allem im Hinblick darauf, dass Fachbereiche wie BWL oder VWL sich nach wie vor an Theorien orientieren, die sich in der Praxis zunehmend als überholt oder gar zerstörerisch erweisen.
Warum bringt uns keiner Krise bei?, Spiegel online 28.12.11