In einem Beitrag für das Manager Magazin geht Klaus Werle dem in den letzten Jahren immer stärker werdenden Selbstoptimierungswahn nach. Kritisch beschreibt er zahlreiche Angebote zur kindlichen Frühförderung, die schon für die Kleinsten nicht mehr das sinnfreie Spielen und die Welt Erkunden vorsehen, sondern sie schon in frühen Jahren auf Leistung trimmen. Die Eltern treibt meist der Wunsch an, dass aus ihren Kindern einmal "etwas wird" - und genau diese Zielperspektive zeigt, wie extrem sich unser Menschenbild in den letzten Jahren gewandelt hat. Werle nennt dies die "subtile Diktatur des Machbaren": "Diese Hoffnung folgt einem zentralen marktwirtschaftlichen Prinzip: Jeder kann alles schaffen, wenn er nur will. Das ist natürlich eine Illusion - aber eine mächtige. Das neue Leitbild ist der Mensch als Unternehmer seiner selbst, der unentwegt nach Möglichkeiten sucht, sein Potential noch besser auszuschöpfen. Längst zieht sich dieses Streben nach Perfektion durch alle Bereiche. Bessere Jobs, mehr Gehalt, attraktivere Körper, schlauere Kinder - Tausende Ratgeber wiederholen das immergleiche Mantra: Du bist nicht so glücklich, wie du sein könntest. Und das ist deine eigene Schuld. Denn das perfekte Leben ist machbar." Bildungsforscher und Neurobiologen schlagen bereits Alarm, weil die Kinder viel zu früh einer unangemessenen Reizüberflutung ausgesetzt werden. Und die Langzeitfolgen dieses Optimierungswahns sind noch längst nicht abzusehen. Wenn das Motto "Du bist, was du leistest und kannst" zum neuen Paradigma der Gesellschaft wird, ist bereits absehbar, dass es dabei viele Verlierer geben wird.
Very Important Babys, Manager Magazin 7.5.10
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