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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Die Macht der Gefühle im Job

Gefühle haben im Business nichts zu suchen – mit diesem durch Generationen von Wirtschaftswissenschaftlern vermittelten Bild eines Homo oeconomicus, der vorgeblich alleine rational handelt und sich nicht durch Emotionen beeinflussen lässt, ist die heutige Leistungs- und Informationsgesellschaft groß geworden, aber auch an ihre Grenzen gestoßen. Wenn aktuelle Studien untermauern, dass gerade die emotionale Komponente die Motivation und Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern in besonderem Maße beeinflusst, wenn die Bewegungen von Börsenkursen sich nicht mehr alleine sachlich begründen lassen, wird offensichtlich, dass der Faktor Gefühl im Geschäftsleben anscheinend wider viele Erwartungen eine zentrale Rolle spielt. Das Symposium Spirit in Leadership, das vom Kuratorium Wirtschaft und Spiritualität der Willigis Jäger Stiftung West-östliche Weisheit Ende Mai im Benediktushof in Holzkirchen bei Würzburg ausgerichtet wurde, stand in diesem Jahr unter dem Leitthema „Emotionen in der Wirtschaft“ und ging der Frage auf den Grund, wie der Gefühlsebene im Business angemessener Rechnung getragen werden kann. Zahlreiche ExpertInnen aus Wirtschaft, Unternehmensberatung und Coaching vermittelten aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema und illustrierten, wie Unternehmen und Mitarbeiter diese in ihre tägliche Arbeit einbeziehen können. „Emotionen spornen zum Handeln an“, sagt auch Prof. Dr. Sven Max Litzcke, Professor für Human Resource Management und Wirtschaftspsychologie an der Fachhochschule Hannover. Sie können jedoch auch lähmen, beispielsweise wenn Mitarbeiter in einer Stressspirale gefangen sind und das Gefühl haben, nicht mehr handlungsfähig zu sein. Ein grundlegendes Problem der Wirtschaft, so Litzcke: „Das System lebt von der Überausbeutung des Einzelnen.“ Gipfelt diese Beanspruchung in einer Überforderungshaltung und erleben Mitarbeiter die täglichen Aufgaben nur noch als Fremdbestimmung, verlieren die Stimuli im Arbeitsleben ihr Aktivierungspotenzial und schlagen ins Gegenteil um. Ein erlebter Kontrollverlust oder auch Versagensängste können die Oberhand gewinnen. „Meditation kann dabei helfen, sich nicht so sehr seinen Emotionen auszuliefern und sie zu relativieren. Sie kann als Prophylaxe dienen, weil sie unsere Bewertung von potenziellen Stresssituationen verändert“, sagt Litzcke. Doch häufig ist das Individuum mit Kompensationsstrategien wie diesen überfordert beziehungsweise die systemischen Einflüsse sind zu stark, als dass der Einzelne noch auf der persönlichen Ebene die im Arbeitsleben abhanden gekommene Balance wiederherstellen könnte. So weist Prof. Dr. Johannes Siegrist, Leiter des Instituts für Medizinische Soziologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, darauf hin, dass prekäre Arbeitsverhältnisse, aber auch stabile Beschäftigungssituationen mit hohen Belastungen große psychosoziale und gesundheitliche Risiken bergen. „Downsizing-Prozesse in Firmen erhöhen selbst für die Angestellten, die ihren Arbeitsplatz nicht verlieren, das Mortalitätsrisiko um 40 Prozent“, so Siegrist. Die Forschungen legen auch nahe, dass bis zum Jahr 2020 Depressionen und Herzerkrankungen, die nicht zuletzt auch Folge arbeitsbedingter Belastungen sind, weltweit die häufigste Ursache für einen frühen Tod sein werden. Eine Studie der Harvard Business School zeigt auch, dass Unternehmen davon profitieren, wenn sie diese Belastungen gezielt in den Griff bekommen. So zeichneten sich die von den Wissenschaftlern untersuchten erfolgreichen Firmen gerade dadurch aus, dass sie ihren Mitarbeitern eine hohe Arbeitsplatzsicherheit boten, dezentrale Entscheidungsprozesse und transparente Informationsstrukturen schafften und somit die der Mitarbeitergesundheit abträglichen Risikofaktoren minimierten.
Noch mal mit Gefühl, inspire-news 2.6.2009

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Buch-Tipps
Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

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