Vom Leidensdruck der Führungskräfte
Überforderung, Entfremdung, Hilflosigkeit - es gibt viele mögliche Gründe, warum Führungskräfte im Job unter Druck geraten. Wenn es nach dem Therapeuten und Coach Thorsten Kienast geht, haben Chefs allerdings mindestens genau so viele Möglichkeiten, den eigenen Leidensdruck durch bewusstere Verhaltensweisen im Job zu minimieren. Eine zentrale Erkenntnis: Die Chefrolle wird zwar innerhalb des bestehenden Systems verliehen, doch müssen Führungskräfte sie sich auch aktiv aneignen. "Jede Führungskraft wird ja zunächst einmal von einer noch höheren Instanz im Unternehmen für diesen Job eingesetzt. Doch die Akzeptanz seiner Mitarbeiter muss sich diese Person anschließend erst noch verdienen. Ein Chef muss also nicht nur von oben berufen werden. Ein Chef muss auch von unten gewählt werden. Sonst steckt er in der Falle", so Kienast. Ein weiterer, entscheidender Punkt: Anerkennen, was die Untergebenen leisten. Der Coach warnt davor, Untergebene pauschal als "faule Säcke" zu betrachten, denn: "Das sind immer Menschen, die sich Mühe geben, in jeder Hierarchieebene und bei jeder Tätigkeit, ob als Pförtner, Angestellter oder Betriebsrat. Wer mit dieser Haltung an seine Mitarbeiter herangeht, wird sehr schnell ein besseres Verhältnis zu ihnen bekommen. Und er schützt letztlich seine eigene seelische Gesundheit." Im Prinzip beschreibt der Therapeut hier den Wandel von der formalen Autoritätsrolle hin zu einer exponierten Position, die sich auf - verdiente - Anerkennung beruft.
"Ein Chef muss gewählt werden", Zeit online 4.4.14