Die amerikanische Trendforscherin Patricia Aburdene, die in ihrem Bestseller Megatrends 2020 (erscheint im Oktober bei J.Kamphausen, Bielefeld, in der deutschen Ausgabe) einen neuen, zukunftsfähigen Kapitalismus beschwört, predigt den Abschied vom "charismatischen CEO", von der Fokussierung auf einzelne, zentrale Führungsfiguren. Wie recht sie mit dieser Maßgabe liegt, zeigt das Beispiel Apple. Apple-CEO Steve Jobs ist der Prototyp des Charismatikers, der das Technologieunternehmen immer wieder neu erfindet und neu inszeniert. Als jedoch kürzlich Gerüchte aufkamen, Jobs sei erneut an Krebs erkrankt, brach der Aktienkurs von Apple sofort um zehn Prozent ein. Die Zeit kommentiert: "Bei Apple zeigen sich nun die Schattenseiten einer kultischen Verehrung des Vorstandschefs." Das Problem der Firma ist die einseitige Konzentration auf eine zentrale Führungsfigur, die der Entwicklung von breiter aufgesetzten und damit tragfähigeren Innovationskulturen im Wege steht. "Für Apple besteht die Gefahr, einem Innovationskult um Jobs zu verfallen, statt eine Innovationskultur aufzubauen, die auch ohne ihn funktioniert. Auch Stars unter den Chefs sollten beizeiten einen Nachfolger aufbauen. Sonst wird das Unternehmen vielleicht nie ein Eigenleben entwickeln – und sich von seinem Gründer emanzipieren", schreibt die Zeit.
"Erlöser gesucht", Die Zeit 31.7.2008