Warum die Sinnfrage für Unternehmen wichtig ist
Sinnvolle Arbeit wünscht sich wohl jeder, der im Erwerbsleben steht. In einem Interview mit dem Harvard Business Manager erklärt die Sinnforscherin Tatjana Schnell, warum die Sinnfrage für Unternehmen mehr als nur ein Feelgood-Faktor sein sollte. "Meine Motivation, mich im Beruf zu engagieren, hängt davon ab, ob ich das, was ich tue, als sinnvoll ansehe. Sonst fehlt mir der Antrieb, Interesse, Verantwortung und Leidenschaft hineinzustecken – all das, was wir als Engagement verstehen. Wir machen nur noch Dienst nach Vorschrift", so Schnell. Ihre wissenschaftliche Forschung zeigt, dass extrinsische Faktoren wie Karriere und Geld zwar eine Weile motivieren können, aber selbst jenen, die unter diesen Vorzeichen viel erreichen, irgendwann eine "höhere Ebene" fehle, die sie motiviere. "Eine Arbeit, die nicht sinnvoll ist, wird zur Tortur, und es kommt zur Sinnkrise. Dann ist die Arbeit weder sinnvoll noch gibt sie Sinn. Am Ende steht der Burn-out. Das ist eine Gefahr für Arbeitgeber und Arbeitnehmer", erklärt Schnell. Ihrer Forschung zufolge zahlen vier Dimensionen auf den Sinn ein. Das, was Menschen arbeiten, müsse mit ihren anderen Lebensbereichen und Fähigkeiten zusammenpassen, also kohärent sein. Auch müsse die Arbeit als bedeutsam erfahren werden, zum Beispiel weil sie etwas Gutes bewirke oder Anerkennung vermittle. Ein weiteres Kriterium sei die Orientierung - stimmt der Habitus des Unternehmens mit den eigenen Werten überein? Und schließlich schaffe die Zugehörigkeit zu einem größeren Ganzen Sinn.
"Man muss nicht gleich die Welt retten", HBM Januar 2018