Ein Loblied auf die Vier-Tage-Woche
Es gibt neues Wasser für die Mühlen derer, die glauben, eine Vier-Tage-Woche (bei vollem Lohn und gleichbleibender Arbeitszeit) sei ein guter Weg, das Business und die Beschäftigten zu stärken. Gerade ist in Großbritannien ein sechsmonatiges Pilotprojekt zu Ende gegangen, an dem sich 61 Unternehmen beteiligten, vom Fish-and-Chips-Shop bis hin zu Finanzdienstleistern. 18 Unternehmen waren mit den Ergebnissen so zufrieden, dass sie das Konzept bereits dauerhaft verankert haben. Insgesamt wollen vier von fünf der Beteiligten Firmen die Idee auch künftig weiterführen. In der Testphase ging der Krankenstand in den Betrieben um 65 Prozent zurück. Gleichzeitig sank die Fluktuationsrate um 57 Prozent. Ein kleines Umsatzwachstum von 1,4 Prozent gab es obendrauf. Es sind Entwicklungen, die zuversichtlich stimmen. Und doch sollte man bei der Bewertung vorsichtig sein. Denn sicher gibt es auch Menschen, denen die Verdichtung der Arbeit auf nur vier Tage längerfristig nicht guttut. Vielleicht sollte man auch einmal untersuchen, was der neue Arbeitsrhythmus für die menschliche Regenerationsfähigkeit bedeutet. Denn wer sich auspowert, braucht ja auch entsprechende Erholung. Ein Zeitraum von einem halben Jahr ist da nicht viel. Und natürlich macht es euphorisch, wenn man plötzlich einen Tag mehr in der Woche nur für sich hat. Ob das dauerhaft funktioniert, sollten wir herausfinden. Und auch über weitere Modelle der Flexibilisierung von Arbeit, die nicht auf Verschleiß ausgelegt sind (siehe auch der Beitrag von gestern), nachdenken.
Vier Tage Arbeit, volles Gehalt, FAZ 21.2.2023