Nachdem der Begründer des Achtsamkeitsprogramms Mindfulness Based Stress Reduction Jon Kabat-Zinn im letzten Jahr in Davos mit seinem Auftritt für Furore sorgte, scheint das Meditieren nun beim Weltwirtschaftsforum schon fest zum Programm zu gehören. Wie die FAS berichtete, waren die dieses Jahr von ihm in Davos angebotenen Stille-Sessions restlos ausgebucht und manche Manager meditierten sogar im Flur vor dem Veranstaltungsraum. Das Handelsblatt hat bereits Anfang Januar ein großes Special dem stetig wachsenden Achtsamkeitstrend gewidmet. Der Beitrag stellt vor allem Kabat-Zinns MBSR-Programm vor, bringt Erfahrungsberichte von Praktizierenden und nordet das Thema gesellschaftlich ein. Unter dem Strich zeigt der Artikel, dass Meditation immer mehr zur Antwort auf die verschiedenen Stressphänomene der Zeit zu werden scheint. Unzählige Wirksamkeitsstudien und ein wachsendes Interesse am Buchmarkt (schon rund 15 Prozent der neu erscheinenden Gesundheitsbücher beschäftigen sich mit Achtsamkeit) scheinen den Trend kontinuierlich zu befeuern. Allerdings überwiegen in der Berichterstattung - und wahrscheinlich auch im Bewusstsein der stetig wachsenden Zahl an Meditierenden - immer noch vor allem die kompensatorischen Wirkungen von Meditation. Die meisten meditieren, um im Alltag besser durchzuhalten. Wirklich spannend wird diese Entwicklung vielleicht dann, wenn Menschen immer stärker die Brüche zwischen ihrer alltäglichen Lebenswelt und der Dimension der Freiheit, die in Achtsamkeitsübungen durchscheint, nicht nur gezielter wahrnehmen, sondern damit beginnen, ihre Haltung zum Leben und ihre Lebenspraxis grundsätzlich zu überdenken - und zu verändern.Bewusst sein, HB 8.1.16
© Dr. Nadja Rosmann 2024
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