Auf die Beziehung kommt es an
Der Ton im Internet wird immer rauer und Hate Speech ist leider inzwischen ein Alltagsphänomen. Wissenschaftler der ETH Zürich haben ausprobiert, ob es wirkungsvolle Gegenstrategien gibt und dabei herausgefunden: Mit kontern bewirkt man wenig, doch es gibt eine Beziehungsebene, auf der sich etwas erreichen lässt. Die Forscher hatten mit einem Algorithmus 1.350 Twitter-Nutzer identifiziert, die sich regelmäßig fremdenfeindlich zu Wort meldeten. In ihrer Untersuchung erprobten sie in diesem Feld drei verschiedene Strategien, auf solche Hass-Posts zu antworten: kontern mit Humor, Hinweise auf mögliche Konsequenzen des jeweiligen Verhaltens oder der Versuch, Verständnis für die Geschmähten zu wecken. Die beiden ersten Strategien, die den Hassreden in gewisser Weise etwas entgegen setzten, verpufften nahezu wirkungslos. Die Schreiber setzen ihre üblichen Schmähreden einfach fort. Die letzte Strategie, etwas Empathie ins Spiel zu bringen und beispielsweise Sensibilität für die Situation der von Hassreden Betroffenen zu wecken, hingegen zeigt Wirkungen. Postende, die solche Hinweise bekamen, reduzierten daraufhin in der Folgezeit ihre derben Kommentare. Ich finde diese Entwicklung spannend, deutet sie doch darauf hin, dass sich mit Verhaltensweisen, die auf ein Dagegenhalten setzen, nicht wirklich etwas erreichen lässt. Das Ansprechen einer menschlichen Dimension hingegen scheint Menschen innerlich zu berühren, zumindest in einigen Fällen, so dass positive Veränderungen möglich werden.
Mit Empathie gegen Hassrede, wissenschaft.de 7.12.2021