Depressionen gleichen einer Pandemie
Im Kontext der "Aktionswoche Seelische Gesundheit" hat der Freitag dem Thema Depressionen einen Artikel gewidmet, der auf die pandemischen Ausmaße dieser Krankheit eingeht. Vielerorts haben sich bereits besorgte Psychologen zu Wort gemeldet, die darauf verweisen, dass die Lockdown-Beschränkungen und viele Begleiterscheinungen der Corona-Pandemie die Zahl psychischer Erkrankungen haben ansteigen lassen. Unabhängig davon sind die Zahlen ohnehin schon enorm. Der Wissenschaftsjournalist Wolfgang C. Goede macht folgende Rechnung auf: "In Deutschland stehen gut 4 Millionen dauerhaft Depressionskranken insgesamt 4,3 Millionen Covid-Infizierte gegenüber, von denen über 4 Millionen wieder genesen sind (Statista 10/2021). 94.000 Corona-Todesfälle vergleichen sich mit jährlich 9.000 Suiziden. Grund dafür sind meist Depressionen." Und er fragt kritisch: "Warum wird die kritische Mentalgesundheit nicht zum Gesundheitsrisiko ersten Ranges erklärt? Warum hat die Weltgesundheitsorganisation WHO, zusammen mit EU-Gesundheitsautoritäten und den nationalen Gesundheitsministern, nicht den Welt-Seelen-Notstand ausgerufen? Die mentale Pandemie!" Eine Antwort liefert er auch: "Seelenschwäche schmeckt der Leistungs-, Wachstums-, Ego-Gesellschaft nicht. Sie ist ein Bremsblock, ein Malus, anrüchiger als dereinst Pest und Cholera – in Schule, Arbeit, Politik. "
Die Pandemie, über die man lieber schweigt, Freitag 41/2021