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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Einfach mal abschalten?

Es ist schon auffallend - noch nicht einmal drei Wochen ist das öffentliche Leben zum Erliegen gekommen, und schon häufen sich in den Medien die Tipps, wie man runterkommen kann bei all dem Corona-Stress. Einfach mal abschalten, ist eine Devise, die in diesen Tagen vielfach ausgegeben wird. Öko-Test beispielsweise hat gerade eine - sehr gute - Übersicht über Meditations-Apps veröffentlicht (eine Empfehlung für alle, die auf der Suche nach solchen Tools sind) und schreibt: "Gerade in Zeiten wie der Corona-Krise, wo Sorgen und Existenzängste ständige Begleiter sind, ist es wichtig, auch mal abzuschalten. Achtsamkeits-Apps versprechen Nutzern mehr Ausgeglichenheit." Ich mag das gar nicht kritisieren. Etwas für die geistige Gesundheit zu tun, sollte so alltäglich sein wie das Zähneputzen. Was mich jedoch zu stören beginnt, ist, dass solche Botschaften, gerade mit Bezug auf Corona, permanent zum inneren Rückzug animieren. Dabei brauchen Krisenzeiten vielleicht vor allem unsere Zuwendung - und zwar nicht nur zu uns selbst, sondern zu dem, was gerade geschieht. Auch darüber kann man meditieren.
Entspannung in Corona-Krise: Mit diesen Apps lernen Sie meditieren, Öko-Test 30.3.20

Einfach mal abschalten

Vielleicht ist der Kampf gegen Burnout leichter, als wir es uns vorzustellen wagen. Die FAZ sprach in einem Interview mit dem Medizin-Nobelpreisträger und Neurowissenschaftler Thomas Südhof, wie wir der permanenten Erreichbarkeit und Rund-um-die-Uhr-Kommunikation konstruktiv begegnen können. Südhof selbst hat für sich eine sehr einfache Methode gefunden: Einfach mal abschalten. Seine elektronischen Geräte haben von 20 Uhr bis nach dem Frühstück Sendepause. Ende der Durchsage. Interessant an dem Gespräch ist, dass Südhof sich nicht in komplexen Erklärungen und daraus abgeleiteten Lösungsvorschlägen ergeht, sondern einfach mal den gesunden Menschenverstand bemüht: "Mein normaler Menschenverstand sagt mir: Es kann auf Dauer nicht gut sein, so zu arbeiten, wie viele es heute tun. Wir sind über die Smartphones nie mehr unerreichbar, nie außer Dienst. Wir stehen per Mail quasi minütlich im Kontakt zu unserer Arbeit, zu unserer Familie. Diese Dauerbelastung führt zu chronischem Stress, der den Menschen und sein Gehirn verändert. Dauerhaftes Leben auf der Überholspur kann nicht gutgehen." Ja, so ist es. Und wir wissen es. Fragt sich also nur, wann wir anfangen, nach dieser Erkenntnis auch zu leben.
"Dauerstress schädigt das Gehirn", FAZ 3.10.15

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Buch-Tipps
Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

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evolve - Magazin für Bewusstsein und Kultur, Ausgabe Februar bis April 2023 mit dem Thema Re-Generation - Anfänge einer neuen Kultur

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