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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Empathie - lebendiger Organismus zwischen Selbst und anderen

Empathie, die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, ist nicht allein eine Eigenschaft des Selbst, sie spiegelt immer auch unser Verhältnis zu äußeren Gegebenheiten wider. Ihre Ursprünge reichen zurück bis zu den Frühmenschen, die, um gemeinsam erfolgreich jagen zu können, eine subtile Form geteilter Intentionalität entwickeln. In modernen Gesellschaften entwickelt sich das empathische Selbst in komplexen emotionalen Situationen. Kinder, deren emotionaler Zustand von Eltern angemessen aufgenommen wird, lernen auf diese Weise, auch in verbundener Bezogenheit mit anderen zu agieren. Wissenschaftliche Studien zeigen immer wieder, dass starke äußere Reize oder gesellschaftlich geprägte Perspektiven diesen inneren Kompass stark beeinflussen können. Eine Studie der Princeton University etwa dokumentiert, dass unter Stress der Selbstbezog stärker werden kann, während die Bereitschaft, die Bedürfnisse anderer in Erwägung zu ziehen, abnimmt. Zwei Testgruppen von Studenten wurden zu einem Auftrag geschickt. In der Gruppe, die dabei keine zeitlichen Vorgaben hatte, boten beinahe zwei Drittel auf ihrem Weg einem verletzten Mann am Straßenrand ihre Hilfe an. In der zweiten Gruppe, die unter Zeitdruck gesetzt worden war, waren es indes nur vier Prozent. Auch die Vielfalt emotionaler Reize, denen Menschen in der digitalen Welt ausgesetzt sind, können unseren Empathie-Kompass herausfordern. "Wir erhalten ein solches Überangebot an Situationen, Gefühlen und Selbstdarstellungen anderer, dass wir gar nicht an allem teilnehmen können", sagt etwa die Entwicklungspsychologin Doris Bischof-Köhler. Eine Überforderung, die auch zur Abstumpfung führen könne. Und dennoch scheinen die Entwicklungen in der Welt uns geradezu aufzufordern, den Radius unserer Empathie immer weiter werden zu lassen. Was man dabei auch im Blick behalten sollte: Das empathische Selbst wäre in einer empathischeren Welt ja nicht nur ein "Gebendes" - es würde gleichermaßen von der Empathie anderer getragen.
Ich weiß, wie du dich fühlst, Zeit online 15.2.16

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Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

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