Gesund essen - aber was?
Gesunde Ernährung hat für viele Menschen einen hohen Stellenwert. Und wahrscheinlich genau so viele kümmert es nicht, was sie essen. Dank der Wissenschaft entstehen immer wieder neue Trends, die uns sagen, was auf den Teller kommen sollte und was besser nicht. Der Molekularphysiker Thomas Vilgis betrachtet all die Ernährungsempfehlungen, die aus wissenschaftlichen Studien abgeleitet werden, eher skeptisch. Im Interview mit der taz sagt er: "Aus naturwissenschaftlicher Sicht lässt sich gesundes Essen nicht definieren. Was wir heute dem Essen zuschreiben und davon erwarten, wird seiner eigentlichen Grundfunktion nicht mehr gerecht, nämlich dass es uns nährt und wärmt und die Physiologie am Laufen hält. Das haben viele völlig vergessen. Dabei kann der Homo sapiens im Laufe der Evolution nicht so viel falsch gemacht haben." In seinen Augen macht es wenig Sinn, einige Lebensmittel quasi zu Giften zu erklären, anderen hingegen zu Heilmitteln hochzustilisieren. Denn bei allen wissenschaftlichen Erkenntnissen reagiere der menschliche Stoffwechsel sehr unterschiedlich auf verschiedene Lebensmittel. Vilgis' Tipp für eine gesunde Ernährung ist deshalb sehr simpel: "Selbst kochen! Mit frischen Zutaten, vielfältig und ohne hochprozessierte Produkte aus der Industrie. Das ist die beste Art der Kontrolle, die vernünftigste Form – und ich nehme den Begriff in den Mund – die gesündeste Art der Ernährung."
„Heute regieren Dogmen“, taz.de 12.12.20