Kulturkreative in Europa auf dem Vormarsch
Nachhaltiges Wirtschaften, spirituelle Entwicklung und ganzheitliches Denken prägen eine neue Gesellschaftsgruppe, die der amerikanische Marktforscher Paul Ray im Rahmen zahlreicher Untersuchungen als die neuen "Kulturkreativen" benannte. In den Vereinigten Staaten soll schon ein Viertel aller Erwachsenen dieser Bewegung zuzurechnen sein. Der französische Soziologe Jean-Pierre Worms und der Club of Budapest überprüften diesen Befund in Europa nun mit einer ersten Umfrage in Frankreich, Italien und Ungarn. Befragt wurden insgesamt 1115 Personen im Alter von mindestens 15 Jahren. Dabei zeigte sich, dass in besagten Ländern bereits 17 Prozent der Bevölkerung dem Kulturkreativen-Spektrum zuzurechnen sind. Weitere Gruppentypologien der Untersuchung sind Kreative Individualisten (21 Prozent), Bewegte (23 Prozent), Neue Konservative (20 Prozent) und die Zurückgezogenen (18 Prozent). Die Kreativen Invidualisten stehen dabei den Kulturkreativen sehr nahe, teilen deren Grundwerte, wenngleich mit geringerem spirituellen Interesse, und sind ebenfalls ökologisch interessiert bis engagiert, verfügen jedoch über keinerlei Bindungen an Gruppen und Verbände, mit denen sie ihren Interessen auf einer breiteren Ebene Geltung verleihen könnten. Die Bewegten wiederum sind gebildet und als Verdiener und Konsumenten stark in das bestehende System integriert. Sie verfolgen eher individuelle Karriereambitionen und haben keine spirituellen Interessen. Weitere interessante Ergebnisse der Studie: 70 Prozent aller Befragten haben schon einmal ein Seminar zum Thema Persönlichkeitsentwicklung besucht und sehen diese Erfahrung als prägend für ihr Leben an (Kulturkreative: 86 Prozent). Für 72 Prozent ist das Thema Ökologie bedeutsam (KK: 94 Prozent). Zwischen dem eigenen Konsumverhalten und dem Zustand der Umwelt sehen 63 Prozent einen Zusammenhang (KK: 80 Prozent). Alternative Formen der Medizin werden von 69 Prozent (KK: 82 Prozent) befürwortet. Diese erste Bestandsaufnahme zum kulturkreativen Spektrum in Europa zeigt, dass ein nachhaltiges, ganzheitliches Weltbild zumindest in Ansätzen auch in europäischen Ländern auf dem Vormarsch ist.
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