Machen gelebte Werte uns humorlos?
Humor ist, wenn man trotzdem lacht - wer kennt ihn nicht, diesen Spruch? Humorlose Menschen betrachten wir dagegen gerne als etwas moralinsauer. Was sagt uns das über die Werte, denen wir uns verbunden fühlen? Die Süddeutsche Zeitung berichtet über eine Studie der Universitäten in Singapur und Washington, bei der untersucht wurde, in welcher Beziehung der Humor von Menschen zu ihren Werten steht. Die Untersuchung zeigt: Menschen finden Witze immer dann besonders lustig, wenn sie moralische Tabus berühren. Anders ist das jedoch bei jenen, deren Wertesystem besonders tugendhaft ist. Sie finden, über solche Tabubrüche solle man nicht lachen - und sie tun es selbst auch nicht. Darüber hinaus zeigte die Studie, dass diese Gruppe insgesamt eher humorlos zu sein scheint, da es ihr auch nicht liegt, tabufreie Witze zu machen. Was mich an dem Beitrag unangenehm berührt hat, ist, wie er gegenüber dieser Humorlosigkeit stichelt. Das ist von "Auto-Spaßbefreiung" die Rede und von "ethischen Spaßbremsen". Im Umkehrschluss legt das nahe, dass wir nur lustige, fröhliche Menschen sein können, wenn wir gezielt Werte verletzen und unseren Spaß auf Kosten anderer haben. Der Artikel schließt mit dieser Folgerung: "Wer an sich selbst hohe ethische Standards anlegt, wandelt als impliziter moralische Vorwurf an alle anderen durch das Leben. Das provoziert Aversion, was sich durch ein paar grenzwertige Witze vielleicht aufbrechen ließe - wenn man denn darüber lachen könnte." Mein Einwand wäre, einfach mal nach anderen Wegen zu suchen, zu lachen. Und da gibt es viele, die ethisch einwandfrei sind.
Ethische Spaßbremsen, SZ 12.1.19