Wie frei ist unser Denken? Eine Frage, die die Neurowissenschaften mit immer neuen Studien zu ergründen versuchen. Allein, wenn wir unser Denken im Alltag ein wenig reflektieren, können wir schon sehen, wo unsere gedanklichen Selbstblockaden liegen. Die Süddeutsche Zeitung himmt das Buch "Mindfuck Job" zum Aufhänger, um das Bewusstsein für diese Art der Selbstsabotage zu fördern. Wer zum Katastrophen-Mindfuck neigt, malt sich immer das Schlimmste aus und flüchtet sich gerne in Auf-Nummer-Sicher-Lösungen. Der Selbstverleugnungs-Mindfuck lässt einen gerne die eigenen Bedürfnisse zurückstellen, um anderen den Vortritt zu lassen oder es ihnen recht zu machen - und verliert darüber die eigenen Interessen aus dem Blick. Wer Bewertungs-Mindfuck betreibt, ist ständig im Kritik-Modus - gegenüber anderen wie auch sich selbst gegenüber. Druckmacher-Mindfuck scheint längst eine Modedisziplin zu sein - enge Deadlines, stramme To-do-Listen. Man setzt sich mehr auf die Agenda, als gut tut. Der Regel-Mindfuck klingt typisch deutsch - das haben wir immer schon so gemacht, man muss sich an die Regeln halten. Vielleicht lieber ab und an mal fragen: Was mache ich hier eigentlich und warum? Wer im Misstrauens-Mindfuck festhängt erwartet immer nur das Schlechteste. Auch der Übermotivations-Mindfuck hat seine Tücken. Zwar bringt einen die damit verbundene Euphorie auf Touren, doch lässt sie sich erfahrungsgemäß nicht längerfristig durchhalten. Gibt man Phänomenen Namen wie diese hier, fällt es leichter, Probleme zu erkennen und sich selbst entsprechend zu verändern. Das geht aber auch ohne Etikettierungs-Mindfuck. Oft reicht es schon, sich einfach mal bewusst beim Denken zuzuschauen, hinter die eigenen Motive und die der Umwelt zu blicken und ins eigene Wesen zu lauschen ... Aber vielleicht ist das zu einfach ...
Sieben Hirnblockaden bei der Arbeit, SZ 10.12.15
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