Wenig Sinn für die Bedürfnisse anderer
Manchmal hat der Volksmund unrecht, beispielsweise wenn es darum geht, von sich selbst auf andere zu schließen. Das sollten wir nämlich vielleicht doch bisweilen tun, insbesondere wenn es darum geht, uns der Bedürfnisse unserer Mitmenschen bewusst zu werden. Eine Studie zeigt nämlich: Das, was wir für uns selbst als wesentlich erachten, können wir bei anderen oft nur schwer wahrnehmen. Befragt wurden rund 1.900 Personen aller gesellschaftlichen Schichten zu ihren eigenen körperlichen und psychischen Bedürfnissen sowie zu jenen, die sie von anderen Menschen annehmen. Dabei zeigte sich: Eine Mehrheit erachtet die eigenen körperlichen Belange als weniger wichtig als die psychischen. Ging es darum, die Verfassung beispielsweise von Obdachlosen einzuschätzen, zeigte sich, dass hier viele Menschen eher glauben, dass für diese Personengruppe vor allem das Körperliche in ihrer Situation wesentlich sei - wenngleich die Betroffenen eine ähnliche Selbstbetrachtung zeigten wie die über sie Befragten. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass wir die psychischen Belange unserer Mitmenschen weniger wahrnehmen können, weil diese nicht deutlich sichtbar sind. Das verleitet uns dazu, ihnen kaum Aufmerksamkeit zu schenken.
Meine Bedürfnisse, deine Bedürfnisse, Psychologie heute 4.9.20