Wenn die Letzten die Ersten sind
Wenn die Sache zu kompliziert wird, wählt unser Gehirn den möglichst einfachen Weg. Das zeigen beispielsweise Studien zum so genannten Rezenzeffekt. Der Begriff umschreibt, dass wir, wenn uns viele Informationen in Folge dargeboten werden, die zuletzt genannten meist die stärkste Wirkung auf uns haben. Bei Kindern, deren Arbeitsgedächtnis noch nicht so ausgeprägt ist, wird dies besonders deutlich. In Studien, in denen eineinhalb bis zwei Jahre alte Kinder aus zwei Optionen auswählen sollen, entscheiden sich 85 Prozent für die letztgenannte. Aber auch bei Erwachsenen läuft das ähnlich. Wenn wir uns erinnern, ob uns eine Mahlzeit geschmeckt hat, sind vor allem unsere Eindrücke rund um den letzten Bissen entscheidend. Nicht umsonst spielen Bands bei Konzerten gerne ihre größten Kracher erst bei der Zugabe. Dass unser Gehirn so funktioniert, lässt sich eben taktisch nutzen. Auch von uns selbst. Wer das, was er möchte, an den Anfang längerer Erklärungen stellt, sollte sich also nicht wundern, wenn er damit nicht durchkommt.
Der letzte Eindruck zählt, SZ 7.7.19