Wirkliche Beachtung hält Mitarbeiter bei der Stange
Schlechte Führung trägt zu 70 Prozent dazu bei, wenn Mitarbeiter in eine Spirale innerer Kündigung rutschen, sagt Marco Nink vom Gallup-Institut. Die jährlichen Gallup-Studien zeigen immer wieder, dass eine tiefe Bindung an den Arbeitgeber heute eher Seltenheitswert hat. "Mitarbeiter steigen in aller Regel hoch motiviert ein in den Job. Aber wenn im Laufe der Zeit die grundlegenden Bedürfnisse am Arbeitsplatz nicht befriedigt werden, ziehen sich die Mitarbeiter zurück bis hin zur inneren Kündigung. Das heißt, wenn sie am Arbeitsplatz nicht als Mensch wahrgenommen werden, sie kein Feedback erhalten oder nicht in ihrer Entwicklung gefördert werden", so Nink. Der HR-Experte spricht nicht allein von systematischen Feedback-Gesprächen, die wirklich eine Entwicklung der Mitarbeiter zum Ziel haben (und allzu oft schlicht dazu genutzt werden, über Gehaltserhöhungen zu entscheiden). Ihm geht es um die feinere Chemie zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern im Arbeitsalltag. "Vorgesetzte müssen sich für ihre Mitarbeiter als Mensch interessieren. Beschäftigte wollen nicht als ausführende Nummer gesehen werden, sondern wahrgenommen werden – als Person. Es geht aber nicht nur um selbstverständliche Gesten, sondern auch um ein klares Interesse an dem, was ein Mitarbeiter leistet, also etwa zu wissen an welchen Aufgaben und Projekten ein Mitarbeiter arbeitet und ihm Zeit für seine beruflichen Belange entgegenzubringen", erklärt Nink. Der "Aufwand" lohne sich, denn wenn Mitarbeiter die Firma verlassen, koste es Unternehmen meist ein eineinhalbfaches Jahresgehalt, adäquaten Ersatz zu finden und einzuarbeiten.
"Vorgesetzte müssen sich für ihre Mitarbeiter als Mensch interessieren", WiWo 29.3.17