Im Job wird von Frauen mehr erwartet
Es gibt wohl nicht wenige Frauen, die im Business das Gefühl haben, mehr leisten zu müssen als ihre männlichen Kollegen, um anerkannt zu werden. Und dieses Gefühl trügt nicht, wie Studien immer wieder zeigen. In einer neuen Untersuchung wurden Headhunter gebeten, die Einstellungschancen von Menschen anhand fingierter Lebensläufe abzuschätzen. Dabei präsentierte man ihnen jeweils die Profile eines für eine Position qualifizierten und eines überqualifizierten Mannes und die gleichen Daten einer Frau. Grundsätzlich unterstellen die Personaler dem Mann bei beiden Qualifikationsprofilen die höhere Karriereorientierung. Bei dem männlichen Bewerber führte die Überqualifizierung dazu, dass er weniger Stellenangebote bekam - weil die Personalverantwortlichen fürchteten, dass er bald auf die Suche nach einem noch besseren Job gehen könnte. Bei der Frau war es genau umgekehrt. Die passende Qualifizierung werteten viele so, dass sie der Bewerberin unterstellten, sich bald auf dem Job zurückzuziehen, um flexibler für Familienbelange zu sein. Der als überqualifiziert dargestellten Frau trauten hingegen viele zu, den Job gut und lange zu machen. Wahrscheinlich, weil hier der typische Gedankengang ist: Wenn sie sich schon so ins Zeug gelegt hat, wird sie nicht so leicht aufgeben. Die deutlich unterschiedlichen Maßstäbe, die hier an Männer und Frauen angelegt werden, sind besorgniserregend. Nach Chancengleichheit sucht man hier vergebens.
Warum Frauen überqualifiziert sein müssen, um Jobs zu bekommen, Harvard Business Manager 9.2.2023