Im Interview mit dem britischen Gesundheitsökonom Richard Wilkinson geht die taz der Frage nach, wie soziale Ungleichheit auf die Psyche wirkt. Fortschritt, wirtschaftliches Wachstum und damit verbunden auch höhere Einkommen haben in den letzten Jahrzehnten vor allem in den Industriestaaten dazu geführt, dass die Lebenserwartung immer weiter steigt. Ist die Einkommensungleichheit in einem Land jedoch besonders hoch, entsteht eine neue Form des Stresses, der gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehe, so Wilkinson. Korrelationen zwischen finanziellem Wohlstand und Lebenserwartung sind zwar mathematisch korrekt, verschleiern jedoch die tieferen Wirkmechanismen, denn in den Augen des Gesundheitsökonoms ist es vor allem der soziale Status, der über Gesundheit und Wohlbefinden entscheide. Da Geld in vielen Gesellschaften diesen Status markiere, werde bei Deutungen häufig zu kurz gegriffen. Für Wilkinson ist augenscheinlich, dass es die starken Einkommensunterschiede und damit verbunden die Wahrnehmung hierarchischer Unterordnung ist, die sozialen Stress und damit psychische Erkrankungen begünstige. Er plädiert dafür, einerseits mehr Steuergerechtigkeit herbeizuführen und Schlupflöcher zu schließen und parallel dazu auf einen Abbau der zum Teil krassen Gehaltsunterschiede hinzuwirken.
"Hierarchien machen sozialen Stress", taz 24.5.13
© Dr. Nadja Rosmann 2024
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