Motivation hat einen sozialen Kontext
Boni, Gehaltserhöhung, mehr Freiräume - was sind die wirklichen Motivationsanker für Arbeitende? Der Motivationsforscher Lutz von Rosenstiel erklärt in einem Interview auf Spiegel online, wie kontextabhängig die Wirkung von Anreizen ist. Wo ein höheres Gehalt vor allem für diejenigen, die nicht so viel verdienen, ein Motivationsfaktor sein kann, sehnen sich Vielverdiener vielleicht eher nach Freiräumen. Während manche Menschen dem Sinngehalt ihrer Arbeit den höchsten Stellenwert beimessen, können in Ländern wie China schon zwei bis drei Prozent mehr Lohn für Arbeitnehmer ein Grund sein, den Arbeitgeber zu wechseln. Anreize wie Diensthandy, Dienstwagen oder vergleichbare Vergünstigungen bewirken laut von Rosenstiel zwar kurzzeitig eine Motivationssteigerung, werden aber im Alltag schnell zur Selbstverständlichkeit (und fallen dann nicht mehr als Anreiz ins Gewicht). Umgekehrt können undurchschaubare Rahmenbedingungen, nach denen diese Goodies vergeben werden, den Rest der Belegschaft sogar demotivieren. Auch interner Wettbewerb ist ein zweifelhafter Versuch, die Motivation zu fördern. Den Einzelnen kann er zwar zu Höchstleistungen anstacheln, doch befeuert er auch Konkurrenzverhalten, was dann durch die Hintertür dem Gesamtergebnis in Unternehmen wieder schaden kann. Letztlich kommt es laut von Rosenstiel vor allem darauf an, dass Chefs die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter kennen, um sinnvolle Motivationsanreize zu setzen - und auch darauf, immer die Wirkung einzelner Maßnahmen im Gesamtkontext des Unternehmens abzuschätzen.
"Gift für die Motivation", Spiegel online 25.1.13