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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Müßiggang ist aller Kreativität Anfang

Ohne die Kunst des Müßiggangs wären der Menschheit viele geistigen Durchbrüche versagt geblieben. Von Isaac Newton sagt man, dass ihm die wichtigsten Erkenntnisse zu seiner Gravitationstheorie beim versonnenen Aufenthalt im Obstgarten zuflogen und dem Chemiker Friedrich Kekulé erschloss sich die von ihm gesuchte Struktur des Benzolrings im Traum. Auch René Descartes, Begründer des modernen Rationalismus, war eher ein Müßiggänger, der mit Vorliebe morgens im Bett seinen klugen Gedanken nachhing. Doch in der heutigen Beschleunigungsgesellschaft scheint uns die Fähigkeit zur bewusst gelebten Eigenzeit jenseits äußerer Zwänge abhanden gekommen zu sein. In seinem Artikel listet der Zeit-Redakteur Ulrich Schnabel vier Hürden auf, die es zu überwinden gilt, um den Müßiggang wieder für sich zu entdecken. Wer mit Zeitmanagement versuche, freie Zeit für Mußestunden zu gewinnen, verkenne beispielsweise, dass ständiges Gehetztsein längst ein gesellschaftliches Problem sei. "Wer von lauter gehetzten Menschen umgeben ist, kann sich selbst davon nicht plötzlich ausnehmen und zum entspannten Müßiggänger werden", so Schnabel. Fehler Nummer zwei: Muße mit Wellness zu verwechseln und einem Nützlichkeitsdenken zu unterwerfen. Wer glaubt, mit Mußestunden seine Schaffenskraft wiederherstellen zu können, verkenne, dass diese Verwertungslogik der Zielfreiheit von Muße diametral entgegengesetzt ist. Die Wissenschaft zeigt hingegen, dass das Gehirn sogar Phasen des Nichtstuns braucht, um sich wieder sortieren zu können. Haben wir dann einmal freie Zeit, unterstellen wir diese einem hohen Erwartungsdruck. Wir erwarten Genuss, Ruhe oder Freude und sind enttäuscht, wenn bei unseren Mußestunden nichts herauskommt. Hemmnis Nummer vier: Die schier unendlichen Möglichkeiten des Konsums oder der Freizeitgestaltung, die uns zur Verfügung stehen, machen uns unruhig, da wir ständig am Abwägen und Wählen sind, was für uns wohl das Beste sein könnte. Und jede Wahl schließt andere Optionen aus, was unsere Unzufriedenheit nährt. Der Weg aus diesen Dilemmata führt laut Schnabel schlicht über eine selbst geschaffene Souveränität: "Die wahre Kunst des Müßiggangs steht also nicht in entsprechenden Muße-Angeboten. Vielmehr gilt es, mit der fatalen Logik des Immer-mehr zu brechen und das trügerische Freiheitsversprechen der Multioptionsgesellschaft zu durchschauen. Wem es gelingt, sich diese Form der Selbstbestimmung zu bewahren, der dürfte am ehesten auch jene innere Ruhe finden, nach der wir uns alle so sehnen."Die Wiederentdeckung der Muße, Die ZEIT 30.12.09

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Buch-Tipps
Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

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evolve - Magazin für Bewusstsein und Kultur, Ausgabe Februar bis April 2023 mit dem Thema Re-Generation - Anfänge einer neuen Kultur

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