In einem Interview mit dem Psychologen Gerhard Blickle geht die Zeit der Frage nach, welchen Stellenwert Emotionen im Berufsleben haben. "Gefühlsausbrüche sind Selbstentblößungen. Sie machen einen angreifbar und verletzlich. Wer starke Emotionen zeigt, wirkt schnell überfordert – als würde er durch die Situation beherrscht, anstatt sie zu beherrschen. Souveränität ist im Berufsleben aber ein wichtiger Wert. Man erwartet von Menschen, dass sie sich selbst steuern können. Besonders von Fach- und Führungskräften wünscht man sich Berechenbarkeit, Verlässlichkeit und Klugheit. Sinnvoll ist eine freundlich distanzierte Haltung. Das Innerste, das, was einen tief drinnen bewegt, geht keinen etwas an", so Blickles Annahme. Diese Distanz zum eigenen Gefühlsleben bedeutet jedoch nicht, dass Emotionen keine Rolle spielen oder gar verdrängt werden sollten. Blickle geht davon aus, dass eine Form der situativen Angemessenheit eine Balance zwischen innerem Antrieb und äußerem Ausdruck herstellen kann: "Einmal geht es um die grundlegende Motivation: Warum mache ich, was ich tue? Dafür spielen Emotionen, also etwa die Hoffnung auf Erfolg und die Furcht vor Misserfolg, eine große Rolle. Sie sind ein Antrieb. Die andere Frage aber ist: Wie mache ich das? Bei der Ausführung ist es gut, einen kühlen Kopf zu behalten. Dafür braucht man die Fähigkeit, seine Emotionen zu regulieren."
"Das Innerste geht keinen etwas an", Zeit online 2.6.13
© Dr. Nadja Rosmann 2024
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