Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärt der Psychotherapeut Wolfgang Merkle, warum Langeweile im Job zum Stressfaktor werden kann. Da Anerkennung im Berufsleben meist über Leistung definiert wird, geraten Menschen, die sich ständig unterfordert fühlen, leicht ins Abseits. "Wir haben lieber Störungen, die sozial angesehen sind. Unterforderung ist nicht so ein schickes Leiden wie Überforderung", so Merkle. Der Therapeut rät Betroffenen, nicht in der Opferrolle zu verharren, sondern nach Veränderungsmöglichkeiten zu suchen: Die eigene Qualifikation verbessern, um eine neue Position einzunehmen, mit dem Betriebsrat sprechen oder auch die eigenen Erwartungen mit der realen Situation abgleichen und beispielsweise erkennen, wenn eine Phase der Unterforderung nur zwischenzeitlich auftritt. Laut Merkle zeigen Untersuchungen für die USA, dass dort sich etwa 40 Prozent der Arbeitskräfte unterfordert fühlen - allerdings ist nicht geklärt, für wie viele davon die Langeweile das Ausmaß einer Krankheit annimmt.
"Langeweile ist kein schickes Leiden", FAZ 27.4.10
© Dr. Nadja Rosmann 2024
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