VWL muss sich an menschlichem Verhalten orientieren
Der Nobelpreisträger Paul Krugman kritisiert in einem Interview mit dem Handelsblatt die grundsätzliche Ausrichtung der Volkswirtschaftslehre, die sich seiner Einschätzung nach viel zu weit von den menschlichen Realitäten der Wirtschaft entfernt hat. "Moderne Wirtschaftswissenschaft muss auf einer realistischen Beschreibung menschlichen Verhaltens basieren – nicht wie bislang auf der Annahme, dass wir alle rational agieren", fordert der Kritiker der Mainstream-Ökonomie. Krugman rät dazu, Modelle endlich als das zu erkennen, was sie wirklich sind, nämlich nur Orientierungsrahmen, die nicht zum Selbstzweck werden dürften. Seine Kritik: Während in Modellen stets von rationalen Akteuren ausgegangen werde, sei hier für den "irrationalen Überschwang", der sich im tatsächlichen Leben zeige, kein Raum und er werde vernachlässigt. Von der Wirtschaftswissenschaft fordert Krugman eine grundlegende Weiterentwicklung, die den Herausforderungen der Zeit gerecht werde, anstatt eine weitere Flucht in die Mathematik voranzutreiben.
Nobelpreisträger Krugman will alte VWL-Weisheiten "beerdigen", HB 11.1.2010