Wie Meditation Menschen verbinden kann
Mit Meditation verbindet man gewöhnlich, alles loszulassen, in die Stille zu gehen, sich auf nichts mehr zu beziehen. Die Neurowissenschaftlerin Tania Singer erforscht mit ihrem ReSource-Projekt eine weitere Dimension des Meditierens und geht der Frage nach, wie Achtsamkeitsübungen dazu beitragen können, mehr Verbundenheit mit anderen Menschen zu entwickeln. In einer Übung, die "kontemplative Dyade" genannt wird, übten die Teilnehmer ihrer Studie an fünf Tagen pro Woche gemeinsam mit einem meist unbekannten Gegenüber. Die Teilnehmer wurden mit einer Smartphone-App zusammengebracht, die Gespräche verliefen meist virtuell. Ein Teilnehmer berichtete einige Minuten über ein unangenehmes Erlebnis, das ihn sehr beschäftigte, und danach über etwas, für das er dankbar war. Der andere hörte einfach aufmerksam zu, ohne auf das Gesprochene in irgendeiner Weise zu reagieren. Über die sechs Monate des Übens zeigte sich, dass die Probanden eine wachsende Verbundenheit untereinander erlebten. "Sie bauten damit eine emotionale Nähe zueinander auf – obwohl der Dialogpartner jede Woche aufs Neue wechselte und die Übungseinheiten meist statt von Angesicht zu Angesicht über eine eigens entwickelte Smartphone-App durchgeführt wurden", so Bethany E. Kok. Die Neurowissenschaftler ziehen daraus den Schluss, dass sich die Teilnehmer nicht nur ihrem direkten Partner innerhalb der Dyade näher fühlten, sondern den Menschen im Allgemeinen. Meditation ist also nicht nur etwas für "Eremiten", sie hat konkrete soziale Wirkungen.
Meditation: Zweisam statt einsam, Doc Check News 11.1.17