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Mindfulness und eine neue Bewusstseins-Kultur in Alltag und Business

© Dr. Nadja Rosmann 2024
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Das Auf und Ab des Meditieren

Immer mehr Menschen probieren dank der Fülle an Meditationsapps, die heute zur Verfügung stehen, wie es ist, regelmäßig Achtsamkeitsübungen zu machen. Doch über die längerfristigen Prozesse, die sich dadurch entfalten können, wird eher wenig gesprochen. Auf dem Online-Portal Utopia berichtet Benjamin Hecht nun von einem 100-tägigen Selbstversuch. Seine Erfahrungen können vielleicht anderen Übenden dabei helfen, ihre eigenen Erlebnisse beim Meditieren besser zu verstehen. Wo viele Studien allein die segensreichen Wirkungen der Stille hervorheben, bringt der Prozess des "Am Ball Bleibens" nämlich seine eigenen Herausforderungen mit sich. Hecht fühlt sich zu Beginn seines Selbstexperiments sehr motiviert, und in den ersten Tagen des Übens bemerkt er eine zunehmende Entspannung und Fokussierung. Am Ende des ersten Monats spricht er sogar von Euphorie. Auf eine erste Phase der Routine folgt für ihn eine Zeit tieferer Selbsterkenntnis. Doch dann - Langeweile. Mit Disziplin überwindet Hecht diese Durststrecke, um in der Mitte des dritten Monats seines Experiments mit einer sich weiter vertiefenden Wahrnehmung "belohnt" zu werden. Doch dann: Müdigkeit und mentale Erschöpfung. Offen gesteht er ein: "Nach etlichen Wiederholungen diverser Übungen, hatten mein Körper und mein Geist schlicht keine Lust mehr aufs Meditieren. Als ich meine 100. Einheit absolvierte, entschied ich mich daher, erstmal damit aufzuhören. Möglicherweise würden die positiven Effekte auf meinen Geist ohne tägliche Auffrischung weiterhin Bestand haben, dachte ich. Doch daraus wurde leider nichts." Hecht fällt, nachdem er mit dem Meditieren aufhört, wieder in alte Verhaltensmuster zurück. Die Erinnerung an die Zeiten, in denen es ihm besser ging, motiviert ihn schließlich, die Praxis wieder aufzunehmen. "Als ich zuletzt wieder meditierte, spürte ich innerhalb von nur 20 Minuten wieder diese Ruhe einkehren, die mich in den 100 Tagen Selbstversuch begleitete. Ich merkte erneut, den unglaublich beruhigenden und zugleich belebenden Effekt, den Meditation auf mich hat. Von da an war mir klar: Ich werde wohl weiterhin zumindest beinahe täglich meditieren müssen, wenn ich die beste Version meiner selbst sein will." Praxisberichte wie dieser können dabei helfen, das innere Auf und Ab, das einfach zum Leben dazugehört und sich eben auch beim Meditieren zeigt, besser zu verstehen. Meditation ist - wie eigentlich alles im Leben - kein Instant-Programm. Doch zu meditieren, kann zu einer positiven Gewohnheit werden, dem Leben immer wieder wirklich zu begegnen, so wie es ist. Und vielleicht ist genau das das eigentliche Geschenk der Meditation.
Ich habe 100 Tage lang täglich meditiert – so hat es mich verändert, Utopia 21.1.2023

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Buch-Tipps
Meine beiden Bücher, die ich mit Paul J. Kohtes geschrieben habe.

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evolve - Magazin für Bewusstsein und Kultur, Ausgabe Februar bis April 2023 mit dem Thema Re-Generation - Anfänge einer neuen Kultur

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