Der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft hat in den letzten Jahrzehnten unter anderem suggeriert, dass sich die Arbeitswelt für Viele zum Positiven gewandelt hat. Statt am Fließband zu schuften, „saubere“ Jobs mit direktem Kundenkontakt. Die Realität ist jedoch längst eine andere, wie ein Beitrag in der FAZ zeigt. Dabei geht es nicht nur darum, dass Dienstleistung häufig schlecht bezahlte Arbeit beinhaltet - sei es putzen, das Zustellen von Paketen oder Pflege -, sondern auch die Arbeitsbedingungen selbst eigentlich kaum besser sind als im Kontext der Akkordarbeit. Im Zuge von Rationalisierung und Effizienzsteigerung müssen Dienstleister häufig über die Zeit gesehen immer mehr Leistung erbringen - oder man suggeriert ihnen, sie hätten die Freiheit, selbst zu bestimmen, wo und in welchem Maß ihre Leistung gerade gefragt sei. „Ökonomischer Druck wird mit allen Mitteln nach unten umgelenkt. Das System funktioniert, weil die Arbeit vollkommen voraussetzungslos ist“, folgert die FAZ. Das hat auch Einfluss auf die Befindlichkeit: „Die Leistungsfähigkeit des Körpers ist oft das Einzige, was der Arbeitgeber von seinen Mitarbeitern abschöpfen kann. Sie ist Bedingung ihrer Arbeit und zugleich deren Grenze. Daraus entsteht eine ambivalente Dynamik. Weil die Dienstleister ihren Stolz am Ende des Arbeitstages nicht auf ein Produkt lenken können, sind nur die drückende Müdigkeit und der Schmerz in den Gelenken Beweise ihrer Selbstwirksamkeit.“
Die Leidtragenden unserer Bequemlichkeit, FAZ 12.2.15
© Dr. Nadja Rosmann 2023
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