Erinnern Sie sich noch an diese kleinen viereckigen Kaubonbons, die gewöhnlich an Fastnacht von den Festwagen geworfen werden? Als Kind habe ich die Dinger geliebt, wenngleich es immer ein wenig fuddelig war, aus vergleichsweise viel Papier das bisschen Leckerei herauszufriemeln. Diese Kaubonbons gibt es noch heute und sie sehen immer noch nahezu genauso aus. Auch die Geschmacksrichtungen - Zitrone, Orange, Himbeer, Kirsche - sind immer noch die gleichen wie in meiner Kindheit. Kürzlich bekamen diese Böhme Fruchtkaramellen ungewohnte mediale Aufmerksamkeit, weil ein Comedian auf Twitter darüber postete. Und die Recherche der Wirtschaftswoche zeigt, dass diese Kaubonbons gewissermaßen ein All-time-Klassiker sind. Sie sind kein besonderer Verkaufsschlager, doch über die Jahrzehnte haben sich die Umsätze mit dem Produkt auf einem guten Niveau etabliert. Der Hersteller hat durchaus versucht, immer mal wieder Innovationen an das Produkt heranzutragen - mit wenig Erfolg. "Klar, ab und an haben wir versucht, die Fruchtkaramellen zu modernisieren, sie höherwertig zu positionieren und neue Geschmacksrichtungen auszuprobieren. Aber ehrlich gesagt: Bislang ist jeder unserer Versuche grandios gescheitert", sagt Darren Ehlert, der Geschäftsführer der Delitzscher Schokoladenfabrik, die die Bonbons herstellt. Was können wir daraus fürs Leben lernen? Es gibt wahrscheinlich mehr gute Dinge, als wir meinen, die keinerlei Verbesserung bedürfen, keinerlei Innovation oder gar Disruption. Vielleicht gelingt es uns ja, diese Dinge wieder mehr wertzuschätzen. Wenn man überlegt, wie viel Energie Unternehmen darauf verwenden, durch - oft fragwürdige - Neuerungen unsere Kauflust zu erhöhen, wäre uns und der Wirtschaft vielleicht mehr geholfen, wenn mehr Dinge einfach so bleiben können, wie sie sind.
„Das habe ich bei noch keinem anderen Konsumprodukt so erlebt“, Wirtschaftswoche 19.1.2023
© Dr. Nadja Rosmann 2023
© Dr. Nadja Rosmann 2023
Impressum / Datenschutz
Weitere Beiträge im Blog
- Klima-Angst und möglicher Job-Verlust
- Wohlstand lässt Jugendliche unglücklicher sein
- Stress ist Gift für Unternehmen
- Führungskräfte sind ein wesentlicher Bindungsfaktor
- Warum Nein-sagen manchen so schwer fällt
- Ein Loblied auf die Vier-Tage-Woche
- Arbeiten bis zum Umfallen war gestern
- Braucht es Goodies, um die Rückkehr ins Büro schmackhaft zu machen?
- Im Job wird von Frauen mehr erwartet
- Ist das Glück näher, als wir denken?
- Schlaf lässt sich weder erzwingen noch herbeimessen
- Power im Job fängt beim Essen an
- Schöne Alltagsmomente machen das Leben bedeutungsvoll
- Fast alle wollen einen ordentlichen Feierabend
- Viele wollen weniger arbeiten