Wenn die Arbeitskultur der Burnout-Kandidat ist
Die Pandemie hat viele Menschen zum Nachdenken gebracht und selbst viele unter denen, deren Jobs bisher nicht in Gefahr kamen, kamen ins Grübeln. Will ich wirklich so arbeiten, wie ich es gegenwärtig tue? Eine Frage, die, weil immer mehr Menschen sie für sich mit Nein beantworten, Sprengkraft hat. Denn in vielen Ländern sind die Kündigungen durch Angestellte in den letzten zwei Jahren nach oben gegangen. In einem Beitrag für den Spiegel analysiert der Headhunter Heiner Thorborg, dass unsere Arbeitskultur selbst anscheinend immer mehr zum Burnout-Kandidaten wird. Und die, die sich in ihr noch nicht verschlissen haben, planen ihre Flucht. "Für die Unternehmen hat das gewaltige Konsequenzen. Denn die übliche Methode, die besten Mitarbeiter zu identifizieren und sie mit Gehaltserhöhungen, Boni und Incentives an Bord zu halten, funktioniert nicht mehr, wenn es in der Masse der Arbeitnehmer Zweifel gibt an der Sinnhaftigkeit des Jobs ... Wie es mit der Arbeitskultur, der Menschlichkeit und dem Respekt weitergehen soll angesichts von Turbodigitalisierung und künstlicher Intelligenz, weiß keiner so recht. Und Besserung ist kaum in Sicht, denn geht es nach Zuckerberg & Co., arbeiten viele von uns bald in einem Metaverse, in der man auf dem Bildschirm nicht mal mehr das Gesicht seines Gegenübers sieht, sondern nur noch dessen Avatar. Was tut das mit den Menschen und ihren Familien? Bislang gibt es kaum Antworten", so Thorborg. Der Headhunter rät Unternehmen dazu, genauer hinzuschauen, zu erkunden, wo es für ihre Beschäftigten hakt. Und ernst zu nehmen, dass eine Unternehmenskultur, die auf menschlichen Verschleiß ausgelegt ist, im Zweifel sich selbst verschleißt. Mich wundert ja, dass Firmen nicht von selbst auf diese Ideen kommen und sie umsetzen. Ist ja letztlich nur eine Frage des gesunden Menschenverstands. Aber vielleicht sind manche Vorstände schon zu sehr mit ihren Avataren beschäftigt. Die kann man leicht ersetzen.
Hört auf, die Menschen kaputtzumachen, spiegel.de 2.2.2022